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ERST JUGENDORCHESTER JETZT PROFI – EINE MUSIKERIN KEHRT ZURÜCK

Am Donnerstag sprang sie kurzfristig als Soloflötistin bei Il trittico ein und heute Abend sitzt sie beim 6. Akademiekonzert wieder als Soloflötistin auf der Bühne des Nationaltheaters. Alissa Rossius zählt zu den Gründungsmitgliedern von ATTACCA, dem Jugendorchester des Bayerischen Staatsorchesters, und kehrt nun nach über zehn Jahren wieder zurück an die Bayerische Staatsoper. Mittlerweile hat Alissa Rossius studiert, einige Preise gewonnen und ist als Soloflötistin beim Swedish Chamber Orchestra engagiert. Wir haben uns mit ihr getroffen und über ihre Zeit bei ATTACCA gesprochen. Dabei hat sie uns auch verraten, warum das Bayerische Staatsorchester für sie etwas ganz Besonderes ist.

Am 10. 3. 2007 hast Du für ATTACCA vorgespielt. Kannst Du dich daran noch erinnern?
Ja, da war ich noch zwölf Jahre alt. Das war einen Monat vor meinem 13. Geburtstag. Es war mein erstes Probespiel und auch meine erste Orchestererfahrung. Ganz genau erinnere ich mich nicht mehr, aber ich weiß noch, dass alle ausgesprochen nett waren. Ich habe vorgespielt und wurde genommen. Ich war quasi eines der Gründungsmitglieder, da ATTACCA in diesem Jahr erst ins Leben gerufen wurde. Es war eine ganz fantastische Erfahrung, weil an diesem Haus schon alle Gegebenheiten vorhanden sind. Man hat einen eigenen Probensaal, die Originalnoten, es ist alles sehr professionell. Das ist ein großer Unterschied zu anderen Jugendorchestern. Wir hatten gleich zu Beginn ganz tolle Projekte. Ich glaube wir haben sogar am Anfang den Feuervogel, den wir jetzt auch im Konzert spielen, gespielt. Allerdings als Suite. Und jetzt bin ich einige Jahre später mit dem Feuervogel wieder hier.

Warst Du damals aufgeregt?
Das ist schon lange her, aber aufgeregt war ich sicher. Die Atmosphäre war aber total nett und dann ließ meine Aufregung auch nach. 

Wie lange warst Du bei ATTACCA?
Schon ein paar Jahre, bis ich 15 war.

Alissa Rossius (Foto: Nikolaj Lund)

Die 1994 in München geborene Flötistin Alissa Rossius begann im Alter von vier Jahren mit dem Querflötenspiel. Mit zehn Jahren wurde sie Jungstudentin an der Hochschule für Musik und Theater München bei Prof. Marianne Henkel-Adorján. Später wechselte sie zu Prof. Philippe Boucly und anschließend zu Prof. Andrea Lieberknecht. Außerdem spielte Wolfram Graul (ehemaliger Cheftonmeister des Bayerischen Rundfunks) für Alissa Rossius eine wichtige Rolle als Lehrer für musikalische Gestaltung. Alissa Rossius ist Preisträgerin zahlreicher solistischer Wettbewerbe und Mitglied des „Quintetto Spirito“, mit dem sie das Semifinale des 63. Internationalen Musikwettberwerb der ARD erreichte. Alissa Rossius konnte zahlreiche Erfahrungen als Solistin mit bekannten Orchestern sammeln und produzierte u.a. als Solistin mit den Bamberger Symphonikern Aufnahmen für den Bayerischen Rundfunk. Darüber hinaus spielte sie mehrere Werke der Flötenliteratur für den Bayerischen Rundfunk ein. Sie war Stipendiatin der Mozart Gesellschaft Dortmund und ist Stipendiatin der Studienstiftung des deutschen Volkes. Mit 16 Jahren wurde sie Mitglied im Gustav Mahler Jugendorchester und war später Mitglied der Lucerne Festival Academy 2013. In der Saison 2014/15 war Alissa Rossius im Zeitvertrag Soloflötistin am Staatstheater Kassel. Sie spielte u.a. als Aushilfe beim Konzerthausorchester Berlin und beim Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks und ist seit der Saison 2017/18 Soloflötistin des Swedish Chamber Orchestras.

War das eine gute Vorbereitung auf Dein heutiges Berufsleben als Orchestermusikerin?
Ja total. Man hat ein Team von professionellen Orchestermusikern, die wissen ganz genau, wovon sie reden. Alles ist perfekt organisiert, man probt im Probenraum, in dem auch die Profis proben. Das fand ich immer total beeindruckend – man sitzt auf den Stühlen, auf denen auch die Profis sitzen und hat die gleichen Notenständer. Das sind vielleicht kleine Details, die man so schon kennen lernt. Die zahlreichen Coachings waren natürlich auch sehr hilfreich. Ich habe die Musiker alle als wohlwollend unterstützend kennengelernt und man hat regelmäßig zusammengearbeitet und etwas erarbeitet. Ich könnte es mir nicht besser vorstellen und bin sehr dankbar für diese Erfahrung.

Wann hast Du beschlossen, Musikerin zu werden?
Ich habe das nie bewusst beschlossen. Ich spiele seit ich vier Jahre alt bin Flöte, wurde dann Jungstudentin und alles nahm so seinen Lauf. Das Flötespielen hat mir immer Spaß gemacht. Im Orchester hat es mir auch Spaß gemacht. Dass ich ins Orchester will, habe ich definitiv mit 16 Jahren beschlossen, als ich im Gustav Mahler Jugendorchester anfing. Das war dann noch mal eine ganz beeindruckende Erfahrung.

Wenn Du nicht Musikerin geworden wärst, was hättest Du dann gemacht?
Als ich kleiner war, wollte ich entweder Flötistin, Komponistin oder Fußballerin werden. Ich habe lange Fußball gespielt, aber irgendwann aufgehört, weil der Sport doch risikobelastet ist. 

Die Entscheidung für Flöte war dann bewusst?
Ja.

Was macht das Instrument für Dich besonders?
Die Flöte hat für mich immer einen schimmernden Klang, etwas Strahlendes, was ich sehr liebe. Etwas Hoffnungsvolles. Das Flötespielen an sich ist für mich etwas sehr Natürliches. Es ist kein großer Abstand zwischen mir und meinem Instrument, ich atme praktisch ein und wieder aus in das Instrument.

Wie ist es für Dich, wieder hier am Haus zu spielen?
Auf dem Weg in den Probenraum fühlte ich mich kurz wie um elf Jahre zurückversetzt. Ich dachte kurz: Gehe ich jetzt zu ATTACCA? Zu welcher Probe gehe ich jetzt? (lacht). Es ist ohne Frage eine große Ehre für mich. Vor allem, weil mich einige Musiker schon so lange kennen. Sie kennen mich seit Beginn meiner Orchesterentwicklung. Das verleiht dem Ganzen immer eine persönliche Note. Natürlich hat das Bayerische Staatsorchester eine ganz eigene Klangwelt. Es ist sehr faszinierend für mich das zu erleben und mich einzufinden. Ich freue mich wahnsinnig und bin auch sehr berührt.

Worauf freust Du dich am meisten im Hinblick auf das Konzert?
Ich freue mich einfach, dass ich hier sein kann, spielen darf und darauf etwas gemeinsam mit den anderen Musik zu machen. Es ist ein ganz besonderes Gefühl und eine außergewöhnliche Situation für mich, weil ich meinen eigenen Werdegang im Rückblick sehe.

6. Akademiekonzert
Ein letztes Mal am Di, 4. Juni 2019, 20.00 Uhr
Karten

Weyrauther, Julia